Frau sein in der Konsumgesellschaft
Menschliche
Daseinserfahrung in der Postmoderne ist gekennzeichnet durch ein
Denken in Kategorien wirtschaftlich-technischer Rationalität, durch
eine Überflutung mit Informationsfragmenten und dadurch Lenkung des
verunsicherten Individuums der Massengesellschaft, das in
Scheinrealitäten lebt und arbeitet, im fremden Interesse. Die
Wirklichkeit ist selbst Teil der Simulation geworden. Wir leben in
'Realitäts-Tunneln' (Wilson)
und können kaum noch unterscheiden, was wichtig und unwichtig,
richtig und falsch, gut und böse für uns ist. Alles erscheint uns
wichtig und unwichtig, alles richtig und falsch, gut und böse.
Orientierungslosigkeit
und zunehmende Willkür bewirken, dass Menschlichkeit und Leben
ebenso wie die gesamte Natur weiter zerstört werden. Diese
Gesellschaft mit ihrer Jagd nach Geld geniert sich nicht, Frauen
allein die Sorge um die nächste Generation zuzumuten, wodurch Frauen
entweder der Kinder wegen gezwungen werden, bei einem ungeliebten
Mann zu bleiben oder andernfalls gezwungen werden, um der Karriere
willen auf Kinder zu verzichten. Beides ist gleichbedeutend mit dem
Verzicht auf einen Großteil ihrer Sexualität und das heißt: ihrer
Gesundheit! Am glücklichsten glauben sich dann nur noch die Frauen,
die es schaffen, Kinder und Karriere 'unter einen Hut' zu bringen,
was in der Regel ziemlich selten gelingt, weil die entsprechende
gesellschaftliche Infrastruktur sowie Arbeitszeitverkürzung für
alle die Grundvoraussetzung dafür wäre. Den meisten Frauen bleibt
daher das 'behinderte' Leben. Frauen müssen dem etwas
entgegensetzen, um sich weiterentwickeln zu können: das Recht aller
Menschen auf freie Entfaltung – ein Lebensgesetz – auch für sich
in Anspruch nehmen zu können.
Als Reaktion
auf zunehmende Orientierungslosigkeit ist die Flucht in
kleinbürgerliche Werte zu beobachten, eine Massenhysterie des
Haben-müssens, um die innere Leere nicht spüren zu müssen.
Dass das uns nützt, bezweifle ich.
Fest steht,
schon wenn wir unsere Gesundheit nicht weiter einschränken lassen
wollen, ist eine neue Ethik vonnöten, da die Ethik der
wirtschaftlich-technischen Rationalität im Konkurrenzsystem der
'industriellen Einheitszivilisation' (Golowin), bekannt in ihrer
historischen Ausprägung als Kapitalismus und Sozialismus, wenn sie
sich totalitär gebärdet, letztlich zum Genozid ('ethnische
Säuberung') führt. Das bedeutet auf die Dauer: den Untergang
jeglicher Zivilisation. Eine neue Ethik des Lebens muss eben
genau darauf basieren, woran es heute weitestgehend mangelt: auf der
Wertschätzung des Lebens, der Natur und der Menschlichkeit.
Wechselseitige
Abhängigkeiten in der Gesellschaft sind unser Schicksal, aber auch
unsere Chance. Deshalb sind wir unserem Schicksal keineswegs hilflos
ausgeliefert. Dieser Zusammenhang wird häufig genug vergessen. So
kann man sich beispielsweise in einer Demokratie in
Interessengemeinschaften zusammenfinden, um Ziele zu verwirklichen.
Oft genügt es
aber vollkommen, die zugewiesene Rolle, sofern sie einem nicht mehr
passt, zu verweigern – ganz einfach! Einfach? Genau hier stößt
die einzelne Frau meist an die Grenzen ihrer persönlichen
Möglichkeiten. Dennoch ist es unsere Lebensaufgabe an sich, unsere
Grenzen zu überwinden, und uns nach allen Richtungen hin zu
entfalten. Unser ganzer Lebenssinn seit Anbeginn der Menschheit
besteht darin, die Grenzen persönlichen Wachstums zu überschreiten
und uns weiter zu entwickeln, ein Auftrag der Evolution, sozusagen
ein Naturgesetz. Andernfalls beschädigen wir uns selbst und es
erwartet uns das gleiche Schicksal wie einstmals die Dinosaurier, wir
sterben aus.
Als Pädagogin
und Tänzerin interessierten mich vor allem die Möglichkeiten der
Persönlichkeitsentwicklung und so habe ich diesbezüglich
verschiedene Techniken der Körperarbeit untersucht, u. a. den
Orientalischen Tanz. Beim Orientalischen Tanz finden Frauen
insbesondere das, was die Stärke weiblicher Schöpfungskraft
freisetzen kann – eine Art Selbstfindung mit Verjüngungseffekt:
Das vorübergehende Verweilen im Zustand der 'Vereinigung mit sich
selbst' und als Ergebnis davon das wiedergefundene Körpergefühl
einer Achtzehnjährigen.
Für mich war nach ekstatischer Bauchtanzmeditation die Bürde der Jahre tagelang wie vom Erdboden verschluckt, zerstört war eine kleine Weile alles, was den Organismus belastete. Ein Erlebnis, das etwas Unglaubliches bewirkte: Die Möglichkeit der Verjüngung, der Erneuerung der Lebenskraft und somit des Körpers, rückte in das Bewusstsein.
Für mich war nach ekstatischer Bauchtanzmeditation die Bürde der Jahre tagelang wie vom Erdboden verschluckt, zerstört war eine kleine Weile alles, was den Organismus belastete. Ein Erlebnis, das etwas Unglaubliches bewirkte: Die Möglichkeit der Verjüngung, der Erneuerung der Lebenskraft und somit des Körpers, rückte in das Bewusstsein.
Um jedoch
dieses individuell-schöpferische Element von Sinnlichkeit durch
Bauchtanz freisetzen und darüber hinaus für die Befreiung von
persönlichen Ängsten und den Spuren, die diese am eigenen Körper
hinterlassen, nutzbar machen zu können, musste offenbar etwas
Wesentliches dazukommen, denn es begegneten mir auch viele
Bauchtänzerinnen ohne Esprit. Die Schlussfolgerung besteht darin,
dass die Qualitäten einer in sich ruhenden Frau, die zudem über ein
ausgeprägtes Charisma verfügt, nur entstehen, wenn sie die
Bedingungen ihrer Existenz bewusst mitbestimmt. Dieses Ziel verfolgt der Feminismus seit den 60er Jahren und spricht zu diesem Zweck vom "Mythos der Weiblichkeit", was in dem heutigen Gender-Mainstreaming gipfelte, der Angleichung der Geschlechter in Beruf und Gesellschaft. Da auf diese Weise aber auch gleichzeitig die spezifisch weibliche Fähigkeit des Kontakts zur Gefühlswelt diskreditiert wurde, befinden sich Frauen derzeit in einer schrecklichen Identitätskrise. Hier einige Auswüchse: Frauen glauben dass sie Männer sind, tun sich in Rudeln zusammen und laufen einem Ball hinterher; andere Frauen wollen gleich ganz aus der Welt verschwinden (Magersucht); wieder andere stopfen soviel in sich rein, bis sie sich deutlich sichtbar den Raum nehmen, den man ihrer Weiblichkeit verweigert (Fettleibigkeit); dann gibt es seit Neuestem den Trend, sich freiwillig einen Ganzkörper- und Gesichtsschleier überzustülpen, um als Frau aus der Gesellschaft zu verschwinden.
Hinter all dem steckt das unbestimmte Gefühl, als Frau irgendwie nicht zu genügen, in der Gesellschaft nicht richtig angenommen zu sein, weshalb wir heute wieder vollkommen neu lernen müssen, unsere Gefühlswelt wertzuschätzen und uns anhand unserer Gefühlswelt zu orientieren.
Hinter all dem steckt das unbestimmte Gefühl, als Frau irgendwie nicht zu genügen, in der Gesellschaft nicht richtig angenommen zu sein, weshalb wir heute wieder vollkommen neu lernen müssen, unsere Gefühlswelt wertzuschätzen und uns anhand unserer Gefühlswelt zu orientieren.
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"Bauchtanztraining meditativ - der innere Raum", Kindle, Euro 1,99
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