Freitag, 6. Mai 2011

Bauchtanz als Lebenseinstellung oder: der Tanz von yin und yang


Wie die alten Ägypter und alle alten Naturvölker wussten, ist Leben die ewige Verwandlung von yin in yang und vice versa. Geist verwandelt sich in Körper und Körper in Geist. Ein weibliches Wesen, eine Frau, ist dabei die Tür ins Leben, ein Werkzeug für die jenseitige Seele, die sich inkarnieren will.
Liebe / Leben ist demnach eine Himmelsmacht, und reich sein, Fülle haben, glücklich sein, heil sein, ganz sein, vollkommen sein heißt: bei Gott sein. Zu Gott, zur Göttin, führt dabei einzig die wahre Liebe. (Deshalb sind sämtliche institutionalisierten Religionen auch gänzlich überflüssig)
Frauen kommunizieren durch ihre Gebärmutter und ihr Herz – ihren Körper - mit der Natur, mit der Göttin, mit ihrem Geist. Zu Lebzeiten, im Frühling des Lebens, zu yang-Zeiten, müssen sie sich selbst vergeistigen, um den göttlichen Auftrag, 'die wahre Liebe zu finden' bzw. Tür für eine jenseitige Seele zu sein, erfüllen zu können.
Im Fruchtbarkeitskult erhalten Frauen den Kontakt zur Natur, zu ihrem Geist, zur Göttin, zum göttlichen Funken in sich selbst, durch Bauchtanz. Dann werden sie innerlich geführt und äußerlich geschützt und dienen auf diese Weise ihrem Schöpfungsauftrag.
Nach der Menopause beginnt die yin-Zeit, der Herbst des Lebens. Nun muss "Frau" sich verkörpern, um selbst wiedergeboren zu werden. Frauen bereiten sich nun durch Bauchtanz auf den eigenen Übergang vor. Übergang wohin? - Zurück zur Göttin und zum Gott, zur wahren Liebe, ins Leben, in eine neue yang-Zeit. Jetzt gilt es, mittels Bauchtanz die Schatten zu besiegen.
Das besondere des Orientalischen Tanzes ist eben genau dieses Sichtbarmachen der Schatten. Der Tanz wird entweder zur Demonstration von Lebensfreude oder zum Zeugnis für deren Verlust. Daher wirkt er wie ein Seismograph für die Erkenntnis unserer eigenen Befindlichkeit.
Im ursprünglichen Fruchtbarkeitskult zur Zeit der Göttinnen-Anbetung wurde der Tanz zum Zwecke der Reinigung von schlechten Schwingungen genutzt. Schlechte Schwingungen entstehen durch die im Laufe des Lebens erworbene Abtrennungen / Unterbrechungen / Ungleichgewichte von Körper, Seele, Geist. Durch die Reinigung von negativen Schwingungen im Tanz wurde die Vereinigung mit sich selbst und dadurch mit dem Göttlichen wieder hergestellt. Jeder Mensch hat den göttlichen Funken in sich. Nur leider ist er inzwischen bei den meisten Menschen dermaßen verschüttet, dass sie keinen Zugang zu ihm finden können. Das ist auch das Verschulden der monotheistischen Religionen, die das Paradies im Außen bzw. im Jenseits suchen (die Vertreibung aus dem Paradies!). Demgegenüber war es noch Ziel der alt-ägyptischen Religion am Ende unbeschwert und frei hinüber zu gehen, um nicht beim Totengericht - die Waagschale mit der Feder der Ma'at! - den zweiten Tod sterben zu müssen. Zu diesem Zwecke mussten die im Lauf des Lebens erworbenen Schatten noch zu Lebzeiten transformiert werden. Dies tat man ursprünglich im Tanz, weil er den Zugang zum göttlichen Funken wieder herstellen konnte. Dann war man erleuchtet und - im Paradies.
Merke: Das Paradies ist in Dir! Im Außen oder im Jenseits brauchst Du es nicht zu suchen. Und wenn Du es in Dir nicht finden kannst, dann musst Du etwas unternehmen, um Deinen emotionalen Ballast, die Verschüttungen, beiseite zu räumen und die Verkrustungen aufzubrechen, die Dich vom Paradies, dem göttlichen Funken in Dir selbst, trennen. Fange einfach mit Bauchtanz als Meditation an. Natürlich können das auch Männer machen. Im ursprünglichen Fruchtbarkeitskult tanzten sowieso alle.
Buch: Orientalischer Tanz und Ekstase & Kalender der Göttin
und
"Bauchtanztraining meditativ - der innere Raum", Kindle, Euro 1,99 

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