Als nicht mehr alle Frauen tanzten, war eine Tänzerin zugleich Priesterin einer Göttin, von der der Mythos (Eurynome) erzählt, dass sie die Finsternis beherrscht und das Licht bringt. Wenn die Tänzerin sich im Tanz mit ihrer Göttin vereinte, dann besaß sie die Fähigkeit Schwingungen auszugleichen. Es ging um die Umwandlung negativer Gefühle in positive 'Energie.
Zwei Göttinnen-Mythen erzählen besonders davon: der Schöpfungsmythos des Matriarchats aus dem alten Griechenland (Eurynome) und der Ishtar-Mythos, die babylonische Göttin mit den Schleiern. Der Schleier gilt dabei als Symbol für Ungleichgewicht, Grenze, Trennung und der Tanz mit den Schleiern demonstriert die Umwandlung von Einseitigkeit und Trennung in Harmonie und Vereinigung.
Bei der Sexualtität wird ebenfalls eine Vereinigung angestrebt, die Vereinigung mit dem Geschlechtspartner im Orgasmus. Wir wissen mit wieviel Verkrampfung und Ängsten der sexuelle Akt befrachtet sein kann. Wir haben durch unsere Kultur den Kontakt zu unserer Natur verloren und müssen erst wieder lernen, uns auf unsere ureigenste Natur einzulassen, um sexuelle Vereinigung genießen zu können. Hierbei kann Bauchtanz gute Dienste leisten.
Die meisten Menschen haben keinen Zugang zu ihren Gefühlen, da unsere Kultur zwischen Gefühl und Gefühlsbewusstsein trennt. Wenn Frauen Bauchtanz erlernen, kommen sie oft erstmals mit ihrer Erstarrung wieder in Kontakt. Das äußert sich in der Unfähigkeit, geforderte Bewegungen isoliert auszuführen. Sie müssen sich erst selbst wieder kennen lernen, die Erstarrung spüren lernen, bevor sie sie loslassen und sich auf die Bewegung und die Schwingung der Musik einlassen können. Die Musik bringt uns in Kontakt mit unseren Gefühlen und die Bewegung vollzieht im Tanz den Ausgleich. Das Gefühl von Getrenntsein wird dabei aufgehoben und die Bewegung wird zum Genuss.
Bauchtanz ist im Wesentlichen ein Improvisationstanz. Die Tänzerin sollte daher die Fähigkeit besitzen, das Gedankenkarussell in ihrem Kopf abzuschalten und sich entspannen können. Sie lässt sich im Idealfall von der Musik bis hin zum Gefühl: 'es tanzt mich' erfassen und führen. Das ist das Loslassen des Ego. Diese Ich-Transzendenz kann in der Ekstase beim Tanz erreicht werden.
Man betrachtete noch vor ca. 2500 Jahren die Erde / Natur als heilig und die Welt als ein Konglomerat von Schwingungen (Kräften). Die Tänzerin als Priesterin hatte die Schwingungen aller Anwesenden aufzunehmen, auf sich zu konzentrieren und mit Hilfe von Musik, Tanz und ihrer Göttin auszugleichen, um das ursprüngliche Paradies, die heile Welt wieder herzustellen. Das betraf alle Schwingungen der Umgebung und der Natur. Nicht selten konnte sie es auf diese Weise zum Zwecke der Fruchtbarkeit der Felder regnen lassen.
Für die Tänzerin war der göttliche Funke in der Ekstase als Glücksgefühl / Freude spürbar und oft sogar als helles Licht (Aura) sichtbar. Eine durchaus überirdische Stimmung breitete sich aus. Ein Gefühl von Zeitlosigkeit.
Hauptsächlich fanden sich daher Menschen zu einem Tanzfest zusammen, um sich mithilfe der Tanzdarbietung verzaubern zu lassen, den Durchgang in einen anderen Bewusstseinsbereich zu erleben, der ihnen half, neue Kraft zur Bewältigung des Alltags zu schöpfen.
Es werden beim Bauchtanz zum Zwecke der Herbeiführung von Ekstase die Sexualorgane im Bauch bewegt und geschüttelt, denn spirituelle und sexuelle Energie fließen durch dieselben Organe. Ekstase im Tanz (Ich-Transzendenz) bedeutet ein Einswerden mit dem unsterblichen Teil des Selbst. Das ist ein Ankommen in der Verbundenheit mit dem zeitlosen Leben. Ein ähnliches Gefühl erlebt man beim Orgasmus, auch hierbei wird das Tor in die Zeitlosigkeit geöffnet.
Derart vergleichbar hat heutzutage so manche Frau mangels passendem Sexualpartner, wenn sie die passende Musik gefunden hat, den Orientalischen Tanz als 'Orgasmusersatz' für sich entdeckt.
Fazit: Bauchtanz, auch Orientalischer Tanz genannt, in unserem Kulturkreis oft missverstanden als Balz-Tanz oder Konkurrenzkampf der Eitelkeiten (Wer ist die Schönste im Land?), passt, sofern selbst praktiziert, hervorragend als persönliche seelische Hygiene in den Alltag von Frauen.
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