Montag, 31. August 2015

Bauchtanz als Meditation


Bauchtanz ist eine uralte Methode um Körper und Geist zu vereinen und wieder bei sich selbst anzukommen. Besonders nach stressigen Tagen kann man perfekt abschalten, wenn man sich seine Lieblingsmusik in den CD-Player einlegt und sich einfach zu den Rhythmen mit Bauchtanz bewegt.
Aber das kann ich doch mit jeder Musik und jedem Tanz, werden Sie jetzt vielleicht sagen.
Doch Bauchtanz wirkt gezielt auf die drei Engen (Reich) des Körpers ein und löst dort gezielt Blockierung der Energie auf. Das kann man nicht von jedem beliebigen Tanzstil behaupten.

Die Art der isolierten Bewegungen besteht im schieben, kreisen, kippen, heben/senken, zittern von Körperteilen, wobei der restliche Körper in Ruhestellung verbleibt. Auf diese Weise interagiert jeder Körperteil isoliert mit der Schwerkraft. Das muss durch regelmäßiges Training erst einmal eingeübt werden.

Die drei Engen, die Reich beschreibt, befinden sich im Beckenboden, dem Zwerchfell und dem Halsbereich. Das sind Stellen, an denen Ringmuskeln funktionieren. An diesen Ringmuskeln machen sich zuallererst Verkrampfungen bemerkbar, die durch verdrängte Emotionen entstehen. Im Laufe der Zeit bilden sich Körperverformungen aus.
Der Körper agiert und fließt immer mit der Schwerkraft. Wenn bestimmte Körperstellen festgehalten werden, weil sich dort Blockierungen ergeben haben, bildet der Mensch in Bezug zur Schwerkraft ein kompensiertes Gleichgewicht aus. Eine verformte Körperhaltung entsteht.
So etwas lässt sich leicht bei älteren Menschen beobachten. Sie gehen z.B. vornüber gebeugt. Das muss durchaus nicht sein. Das ist kein unabwendbares Schicksal. Man muss lediglich regelmäßig Blockierungen des Energieflusses der Ringmuskeln verhindern.
Das macht man durch Bauchtanzbewegungen.

Grundlegende Bauchtanzbewegungen
  • für den Beckenboden sind:
Schritte, Drehungen
Hüftschieben
Beckenkippen,
Bauchkreisen,
Beckenwelle
Hüft-Drop,
Hüftschwung
Bauchschwapp, -kipp
Bauch-Twist,
Hüft-Pendel
Shimmy (Bauch-Zittern)
Hüftachten, -schleifen

  • für das Zwerchfell sind:
Brustkorb-Schieben
Brustkorb-Kreisen
Brustkorb-Heben/Senken
Brustkorb-Achten
Brustkorb-Welle vertikal

  • für den Halsbereich sind:
Arm u. Handbewegungen
Kopfhalbkreise, -schieben
Schulterkreise
Schlangenarme
Schulterpendel, -shimmy (zittern)

Der Rücken bzw. die Wirbelsäule kommt auch nicht zu kurz. Grundlegende Bauchtanzbewegungen
  • für die Wirbelsäule sind:
Kamel
Körperwelle
Drehungen

Der Beckenboden-, Zwerchfell- und Halsbereich korrespondiert auf seelischer Ebene mit den feinstofflichen Energiezentren, die im Yoga 'Chakra' genannt werden. So entspricht dem Beckenboden das Wurzel- und Sakralchakra, dem Zwerchfell das Solar- und Herzchakra, dem Halsbereich das Kehl- und Stirnchakra und der Wirbelsäule das Kronenchakra.
Durch die Wirbelsäule steigt nach verbreiteter Ansicht der Yogis die im Wurzelchakra ruhende Kundalini hoch zum Kronenchakra und führt auf diese Weise zur Erleuchtung (Ekstase).
Wir stimulieren durch die regelmäßig praktizierten Bauchtanzbewegungen automatisch im feinstofflichen Körper die entsprechenden Chakren. Daher können auch durch Bauchtanz Ekstaseerlebnisse eintreten.
In jedem Fall wird aber jegliche körperlich/seelische Blockierung bei regelmäßiger Übung wieder aufgelöst und die gefürchteten Köperverformungen und -steifheiten des Alters bleiben aus.

Bauchtanz ist, wenn man so will, Yoga in Bewegung. Durch die permanente Bewegung in den entsprechenden Körpterteilen zum Rhythmus der Musik wird der Körper gelockert und der Geist befreit. Regelmäßig ausgeführt ergibt sich permanent körperliches Wohlbefinden. Natürlich muss man auch bereit sein, sich auf sich selbst einzulassen, um von Blockierungen frei zu werden. Sobald emotionale Blockierungen frei werden wollen, kommen sie ins Bewusstsein und müssen anerkannt werden, um sich aufzulösen. Alles Schwere muss erst gesehen werden, um sich in Leichtigkeit und Entspannung zu verwandeln. Danach gehen Bauchtanzbewegungen, die erst schwierig waren, plötzlich wie von selbst und Freude stellt sich ein.

Auf die Dauer hat man mit Bauchtanz als Meditation ein Mittel für die köperlich/seelische Fitness zur Hand, das auch noch Spaß macht.

Was ist Meditation? Wir kennen die Sitz-Meditation mit dem Ziel der Achtsamkeit. Hierbei müssen wir unseren Willen auf das Ziel „Achtsamkeit“ konzentrieren.
Wir kennen den asiatischen Kampfsport mit dem Ziel, den Gegner zu besiegen. Hierbei müssen wir unseren Willen auf das Ziel „Gegner besiegen“ konzentrieren.
Wir kennen Hatha Yoga mit dem Ziel, die körperliche Grenze zu überschreiten. Hierbei müssen wir unseren Willen auf das Ziel „Körpergrenze erweitern“ konzentrieren.
Und schließlich müssen wir bei der Bauchtanzmeditation den Willen auf das Ziel „Körperschwingung und Musikschwingung in Einklang bringen“ konzentrieren.
Immer geht es um die Ausrichtung / Bündelung / Konzentration des eigenen Willens. Das ist die Lenkung der uns zur Verfügung stehenden Energie (Lebenskraft).
Bei der Lenkung dieser Energie stößt man bald an seine persönliche Grenze. Meditation bedeutet daher auch: Grenzerfahrungen machen.

Bauchtanzmeditation, von mir unterrichtet, unterscheidet sich insofern vom allgemein üblichen Orientalischen Tanz-Training, als unter anderem keine komplizierten Choreografien eingeübt und auswendig gelernt werden müssen. Merke: wir werden nicht zuerst via Bauchtanzrhythmen in den Himmel der Illusion abheben, um uns anschließend von der Choreografie fremdbestimmen zu lassen. Stattdessen benutzen wir Bauchtanz als Yoga in Bewegung, um Achtsamkeit für uns selbst einzuüben und Kontakt zwischen Körper und Geist herzustellen. Bei der Bauchtanzmeditation wollen wir mittels der Bewegung unsere Körperschwingungen mit den Schwingungen der Musik synchronisieren. Gefühle sind Schwingungen. Deshalb richten wir bei der Bauchtanzmeditation unsere Aufmerksamkeit nicht auf die Perfektion der Bewegung, sondern auf unser Körpergefühl bei der Bewegung. Es interessiert uns nicht wie das aussieht, was wir machen, sondern wie es sich anfühlt. Schon allein diese Herangehensweise an den Orientalischen Tanz dürfte für nicht wenige Frauen eine Grenzerfahrung beinhalten, da wir das Leistungsdenken (Mache ich es perfekt genug?) aufgeben und den kritischen Blick von außen (Bin ich schön? Wie sehe ich aus?) verlassen müssen, wenn wir bei uns selbst ankommen wollen. Durch Bauchtanzmeditation wird der spontane Einklang zwischen Selbst und Musik im Rahmen vorgegebener Bewegungsabläufe gefördert.
"Bauchtanztraining meditativ - der innere Raum", Kindle, Euro 1,99

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1 Kommentar:

  1. Soeben laufen die Teilnehmer des Berlin Marathon an meinem Fenster vorbei. Unblaublich wieviel von denen vornübergebeugt laufen. Und die sind zum großen Teil noch im mittleren Alter.

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